2045 (qos)
Die Flure des Hotels lagen still und verlassen da. Die beigefarbenen Tapeten lösten sich an einigen Stellen bereits von den Wänden, an den grün gestrichenen Türen wurde das Holz wieder sichtbar. Der ausgemergelte Teppich zeigte zahlreiche Abnutzungsspuren, vor einigen Zimmertüren waren nur mehr einige Fasern des olivfarbenen Stoffes sichtbar geblieben. Durch die verlassenen Gänge ging eine junge Frau. Sorgfältig setzte sie einen Fuß vor den anderen, langsam, sehr langsam, ab und zu stützte sie sich mit ihrem rechten Arm an den Wänden ab. Ihren linken Arm hielt sie schützend an ihren Körper gepresst. Beobachtete man die Frau genauer, konnte man erkennen, dass sie betrunken war. Ihr Haar hing ihr zerzaust ins Gesicht, so als sei sie eben erst aufgestanden. Aus einer ihrer Hosentaschen baumelte ein Teil des Zimmerschlüssels. Die Augen der Frau waren angestrengt aufgerissen und sie fixierte einen Punkt am Ende des Flurs. Plötzlich hielt sie inne, ihr rechter Fuß verharrte in der Bewegung und sie wandte den Kopf langsam nach rechts. Sie hatte die Etagentür erreicht, über die sie ins Treppenhaus des Hotels gelangen konnte. Unsicher tastete ihre Hand nach dem Griff der Tür, sie fand Halt und drückte die Tür auf. Langsam setzte sie ihren Weg ins Treppenhaus fort. Ein Blitz warf helles Licht durchs Fenster und strahlte die Stufen an. Das Donnergrollen war gerade erst verklungen. Draußen tobte ein Sturm. Verwirrt blieb die Frau einen Moment am Absatz der Treppe stehen, dann griff ihre Linke nach dem Treppengeländer und sie stieg langsam die Stufen hinab. Nach jeder Stufe machte sie eine kurze Pause, ihre Hand griff ein Stück weiter unter nach dem Geländer und so zog sie sich Stück für Stück voran. Ihr Mund fing an, sich lautlos zu bewegen, sie formte Worte, ihre Stimme kam schließlich stoßweise, fremd erst hörte sich ihr Gemurmel an, dann jedoch sprudelten Satzfetzen aus ihr heraus. Der Regen klatschte in lauten Wellen gegen das Haus und rann in Bächen an den Fenstern hinunter. Wieder erhellte ein Blitz das Treppenhaus. Die Hand der Frau umklammerte das Treppengeländer so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihr schmaler, dünner Arm sah in dem grellen Licht gespenstisch aus. Kurzzeitig wurden blaue Flecken darauf sichtbar, auch an ihrem Kinn zeigte sich eine Prellung, die begonnen hatte, blau anzulaufen. Die Frau flüsterte jetzt nur noch, wie zu einem verängstigten Kind sprach sie zu sich selbst. Sie zuckte kurz zusammen, als es draußen erneut donnerte, dann ging sie weiter, Schritt um Schritt, bis sie schließlich im Erdgeschoss angekommen war. Gerade als sie die letzte Treppenstufe erreicht hatte, öffnete sich die Etagentür zwei Stockwerke über ihr mit einem lauten Knall.
Eine laut fluchende Männerstimme war zu hören, dann schnelle Schritte, die sich auf die Treppe zu bewegten. Der Mann strauchelte, fing sich jedoch wieder und stürmte die Treppe hinab. Er schien jemanden zu suchen. Die Frau am Ende der Treppe verharrte für den Bruchteil einer Sekunde schreckerstarrt, dann ging sie weiter, beharrlich, ihren Blick auf die Tür gerichtet, die ins Foyer des Hotels führte. Der Mann schrie jetzt einen Frauennamen, immer näher kam er, bis er sie schließlich erreichte. Gerade als die Frau ihren Arm nach der Foyertür ausstrecken wollte, legte sich eine Hand hart auf ihre Schulter, ihr Körper wurde gedreht, so dass sie in das Gesicht des Mannes blickte. Seine Stimme war jetzt sanft geworden, er sprach leise auf die Frau ein, seine Hand jedoch umklammerte ihre Schulter so fest, dass sie jeden einzelnen Finger spürte und wusste, sie würde den Abdruck noch lange erkennen können. Draußen toste das Gewitter weiter. Die Augen der Frau füllten sich mit Tränen, sie stammelte flehende Worte, die der Mann nicht zu vernehmen schien. Mit einer einzigen Bewegung hob er die Frau auf seine Arme und trug sie die Treppe wieder hinauf.
Am nächsten Morgen berichteten die Nachrichten, dass der Sturm zu den schlimmsten gehört habe, die das Land jemals erlebt hatte. Viele Menschenleben hatte er eingefordert. Doch manche Menschen lebten einfach weiter wie zuvor.
Eine laut fluchende Männerstimme war zu hören, dann schnelle Schritte, die sich auf die Treppe zu bewegten. Der Mann strauchelte, fing sich jedoch wieder und stürmte die Treppe hinab. Er schien jemanden zu suchen. Die Frau am Ende der Treppe verharrte für den Bruchteil einer Sekunde schreckerstarrt, dann ging sie weiter, beharrlich, ihren Blick auf die Tür gerichtet, die ins Foyer des Hotels führte. Der Mann schrie jetzt einen Frauennamen, immer näher kam er, bis er sie schließlich erreichte. Gerade als die Frau ihren Arm nach der Foyertür ausstrecken wollte, legte sich eine Hand hart auf ihre Schulter, ihr Körper wurde gedreht, so dass sie in das Gesicht des Mannes blickte. Seine Stimme war jetzt sanft geworden, er sprach leise auf die Frau ein, seine Hand jedoch umklammerte ihre Schulter so fest, dass sie jeden einzelnen Finger spürte und wusste, sie würde den Abdruck noch lange erkennen können. Draußen toste das Gewitter weiter. Die Augen der Frau füllten sich mit Tränen, sie stammelte flehende Worte, die der Mann nicht zu vernehmen schien. Mit einer einzigen Bewegung hob er die Frau auf seine Arme und trug sie die Treppe wieder hinauf.
Am nächsten Morgen berichteten die Nachrichten, dass der Sturm zu den schlimmsten gehört habe, die das Land jemals erlebt hatte. Viele Menschenleben hatte er eingefordert. Doch manche Menschen lebten einfach weiter wie zuvor.
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